Aw: Wow


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Geschrieben von Predator am 03. August 2000 01:21:32:

Als Antwort auf: Aw: Wow geschrieben von gwyni am 02. August 2000 03:25:16:

>>Hallo. Glaubst du nicht das diese Bemerkung etwas daneben war?
>Ganz Deiner Meinung, das war ziemlich unsensibel, direkter gesagt, das war ziemlich scheisse von Dir, Robert.

Manchmal sollte man sich seine Meinung besser nur denken und nicht aussprechen. Dennoch habe ich hier eine kleine sehr interessante Diskussion aus dem ersten Buch der Illuminatus!-Trilogie 'Das Auge in der Pyramide' von Robert Anton Wilson, welche allerdings nicht ganz hierzu passt, aber dennoch lesenswert ist:

Bundesgericht für den 17.Bezirk des Staates New York. Kläger: John Feather, Samuel Arrows, et al. Verteidiger: Büro für Indianische Angelegenheiten, Amt für Inneres, und der Präsident der Vereinigten Staaten. Für die Kläger: Hagbard Celine. Für die Verteidigung: George Kharis, John Alcard, Thomas Moriarty, James Moran. Vorsitz: Richter Quasimodo Imhotep.
MR. FEATHER (abschließend): Und das alles wird geschehen, weil die Menschen nicht mehr in Worten reden, sondern weil sie Scheiße reden!
MR. KHARIS: Euer Ehren, ich beantrage, daß das letzte Plädoyer als irrelevant aus dem Protokoll gestrichen wird. Wir haben es hier mit praktischen Fragen zu tun, mit der Notwendigkeit dieses Staudamms für die Bevölkerung von New York, und der Aberglaube des Herrn Feather geht an diesem Punkt absolut vorbei.
MR. CELINE: Euer Ehren, die Bevölkerung von New York ist lange ohne einen Staudamm in der bezeichneten Gegend ausgekommen. Sie wird auch weiterhin ohne ihn überleben können. Die eigentliche Frage ist doch die, wie lange etwas, mit oder ohne Staudamm, überleben kann, wenn unsere Worte, wie Herr Feather sagte, zu Exkrementen werden? Kann das, was wir berechtigterweise amerikanische Gerechtigkeit nennen, überleben, wenn die Worte unseres ersten Präsidenten, wenn das heilige Gedenken an George Washington zerstört werden? Kann es überleben, wenn sein Versprechen, die Mohikaner könnten diese Landschaft 'solange wie der Berg steht und das Gras grünt' behalten, zu nichts als einem Schwall von Exkrementen wird?
MR. KHARIS: Der Rechtsbeistand argumentiert nicht. Der Rechtsbeistand schwingt Reden.
MR. CELINE: Ich spreche aus dem Herzen. Sind Sie - oder sprechen Sie Exkremente, die Ihnen von Ihren Vorgesetzten vorgeschrieben wurden?
MR. ALUCARD: Noch mehr Reden...
MR. CELINE: Mehr Exkremente!
RICHTER IMHOTEP: Halten Sie sich unter Kontrolle, Mr. Celine.
MR. CELINE: Ich halte mich unter Kontrolle. Im anderen Fall würde ich ebenso offen wie meine Mandanten sprechen und sagen, daß das meiste, was hier geredet wird, nichts als Scheiße ist. Warum sage ich überhaupt 'Exkremente', wenn nicht, wie auch Sie, um ein wenig zu verbergen, was wir tatsächlich tun... Scheiße, nichts als Scheiße!
RICHTER IMHOTEP: Mr. Celine, Sie geraten da in die Nähe der Beleidigung des Gerichts. Ich muß Sie warnen.
MR. CELINE: Euer Ehren, wir sprechen die Sprache von Shakespeare, von Milton, von Melville. Müssen wir fortfahren, sie einfach dahinzumeucheln? Müssen wir ihre letzte Verbindung zur Realität wie eine Nabelschnur durchtrennen? Was geht hier eigentlich vor? Die Verteidiger der US-Regierung und deren Agenten wollen meinem Mandanten Land stehlen. Wie lange müssen wir noch drumherumreden, daß es in diesem Prozeß kein Recht, keine Ehre, keine Gerechtigkeit gibt? Warum können wir nicht sagen, Straßenraub ist Straßenraub, anstatt es Landenteignung zum Zwecke des Allgemeinwohls zu nennen? Warum können wir nicht sagen, Scheiße ist Scheiße, anstatt sie Exkrement zu nennen? Warum können wir die Sprache nicht in ihrer ursprünglichen Bedeutung anwenden? Warum benutzen wir sie fortwährend nur, um ursprüngliche und wahre Bedeutungen zu verbergen? Warum sprechen wir nicht mehr aus dem Herzen? Warum sprechen wir immer nur in Worten, die uns, wie Robotern, einprogrammiert wurden?
RICHTER IMHOTEP: Mr. Celine, ich muß Sie noch einmal warnen.
MR. FEATHER: Und ich warne Sie. Die Welt wird sterben. Die Sterne werden verlöschen. Wenn Männer und Frauen den Worten, die gesprochen werden, nicht mehr vertrauen können, wird die Erde auseinanderbrechen wie ein fauler Kürbis.
MR. KHARIS: Ich beantrage eine Unterbrechung der Verhandlung. Kläger und Anwalt befinden sich in keinem geeigneten Gefühlszustand, in dem man mit ihnen weiterverhandeln könnte.
MR. CELINE: Sie besitzen sogar Waffen. Sie haben Männer mit Schlagstöcken und Gewehren, die Marshals genannt werden. Und Marshals werden mich zusammenschlagen, wenn ich mich weigere, den Mund zu halten. Worin unterscheiden Sie sich eigentlich noch von jeder normalen Gangsterbande? Außer daß Sie sich einer Sprache bedienen, die das, was Sie tun, verbirgt? Der einzige Unterschied besteht offenbar darin, daß Banditen tausendmal ehrlicher sind. Untereinander, sich selbst gegenüber, den anderen gegenüber. Und das ist der einzige Unterschied.
RICHTER IMHOTEP: Marshal, gebieten Sie dem Einhalt!
MR. CELINE: Sie stehlen, was Ihnen nicht gehört. Warum können Sie nicht einen Augenblick lang bei der Wahrheit bleiben? Warum...
RICHTER IMHOTEP: Halten Sie ihn nur fest, Marshal. Wenden Sie nicht unnötig Gewalt an. Mr. Celine, ich bin geneigt, Ihnen in Anbetracht Ihres emotionalen Zustands, Ihres emotionalen Engagements für Ihre Klienten zu vergeben. Allerdings könnte eine solche Gnade meinerseits andere Anwälte ermutigen, Ihrem Beispiel zu folgen. Es bleibt mir keine andere Wahl: Ich befinde Sie der Beleidigung dieses Gerichts für schuldig. Der Urteilsspruch wird nach einer fünfzehnminütigen Pause verkündet werden. Sie haben dann Gelegenheit, das Wort noch einmal zu ergreifen, aber nur, um eine etwaige Strafmilderung zu erlangen. Ich will auf keinen Fall noch einmal hören, daß Sie die Mitglieder der US-Regierung als Banditen bezeichnen. Das ist alles.
MR. CELINE: Sie stehlen Land, und Sie wollen nicht hören, daß man Sie als Banditen bezeichnet. Sie geben Männern mit Schlagstöcken und Gewehren Befehle, um uns in Schach zu halten und wollen nicht hören, daß man Sie Gangster nennt. Sie sprechen nicht aus dem Herzen, Sie handeln nicht aus dem Herzen; von wo aus, zum Teufel, denken und handeln Sie überhaupt? Woher, in Gottes Namen, beziehen Sie überhaupt Ihre Motivation?
RICHTER IMHOTEP: Gebieten Sie ihm Einhalt, Marshal.
MR. CELINE: (unverständlich)
RICHTER IMHOTEP: Unterbrechung der Verhandlung für fünfzehn Minuten.
ORDNUNGSBEAMTER: Bitte, sich von den Plätzen zu erheben.

Nun, wie ich schon sagte, es passt nicht so ganz, aber dennoch ist hier ähnliches passiert. Als Robert seine Meinung gesagt hat, habt ihr eure dazu gesagt und das aus dem Herzen. Das Forum macht sich gut, finde ich.
Habt ihr auch die Stelle bemerkt, wo der Richter sagt, er hätte keine andere Wahl? Man hat immer eine Wahl!
Außerdem seht euch den Richter allgemein nochmal genauer an. Es ist nur EIN Gehirn, EINE Stimme die das Urteil verkündet. Wie kann einer alleine etwas entscheiden, was andere in großer Hinsicht beeinflußt? Das ist unzureichend. Oder etwa nicht?

Predi





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